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Grußwort Kreisgruppe BUND Naturschutz

Grußwort Kreisgruppe BUND Naturschutz (05.07.2025, Niederleierndorf/Langquaid)

06.09.2025

Grußwort Kreisgruppe BUND Naturschutz (05.07.2025, Niederleierndorf/Langquaid)

40 Jahre Kelheimer Landschaftspflegeverband VöF – Was steht in Zukunft an?

Sehr geehrte Festgäste!

Sehr geehrte Mitarbeiter und Unterstützer des VöF!

Mein Name ist Konrad Pöppel. Ich bin der Kreisvorsitzende des BUND Naturschutz und Vorstandsmitglied des VöF - dazu „Herzblut-VöFler“ mit 37 Jahren persönlicher Mitgliedschaft! 

Gratulation an alle, die an dieser Erfolgsgeschichte beteiligt waren, stellvertretend der  erste Geschäftsführer Klaus Blümlhuber mit dem ersten Mitarbeiter Martin Eicher sowie der zweite Geschäftsführer Klaus Amann mit dem heutigen Team, sowie all denen, die das visionäre Projekt unterstützt und politisch machbar gemacht haben.

Ohne VöF  wären heute höchst wertvolle Naturflächen entweder Maisäcker, 5-schürige Wirtschaftswiesen oder Verbuschungen mit Waldentwicklung!

Damit möchte ich den Blick in die Vergangenheit schließen!

Glauben Sie mir, trotz des Wissens um die Erfolge ist festzustellen, dass die naturnahe Landschaft und damit all Ihre Lebensformen heute einem noch nie dagewesenen Nutzungsdruck und damit Überlebenskampf ausgesetzt sind. 

Daher müssen Schutz-Strukturen dringend erweitert werden und Schutz-Mittel in massiver Höhebereitgestellt werden. Innerhalb der nächsten paar Jahre wären die Mittel hierzu auf Basis von 2024 aus fachlicher Sicht zu verdoppeln! 

(Leider scheinen die politisch Mächtigen von heute einer naturnahen Landschaft und den einheimischen Lebensformenkeinen Wert beizumessen. Sie ordnen beides der „Opposition“ zu, von der sie nicht gewählt werden – und gegen die Opposition muss man kämpfen.

Deshalb ein persönlicher 10 Punkte Katalog, der ab sofort durch die Politik - maßgeblich über die Landschaftspflegeverbände (LPV) - umzusetzen wäre, wenn wir denn Landschaft und Arten unser Heimat erhalten wollen. 

Dringend notwendig zur Umsetzung sind dabei neben den Maschinenringen neu zu schaffende, reine  „Landschaftspflege-Landwirtschaftsbetriebe“:

  1. Jede Gemeinde/Verwaltungsgemeinschaft hat mindestens einen hauptamtlichen Naturschutz-Mitarbeiter als Pflichtaufgabe oder Pflichtleistung (Ziel ist die Stärkung der Basis, der Naturschutz vor Ort - nicht der Ausbau von Lenkern und Prüfern). Diese wäre auch die kommunalen LPV-Ansprechpartner.
  2. 100%-ige Schaffung eines „Kommunalen Biotopverbundes“, d.h. jeder Flächennutzungs-/Landschaftsplan hat einen integrierten Biotopverbundplan, der ab sofort mit LPV-Unterstützung umgesetzt wird.
  3. Alle Ausgleichsflächen (Kommunen, Behörden, Private, …) werden zur Erreichung/Optimierung des Entwicklungsziels an LPVs abgegeben - samt Sicherstellung der Finanzierung.
  4. Rettungsmaßnahmen zum Landschaftswasserhaushalt im Kampf gegen die Versteppung Bayerns, d.h. Wasserrückhaltung, Grundwasserspeisung,  incl. einem umfassenden Boden- und Gewässerschutz, werden deutlich verstärkt (VöF: u.a. bodenständig + Schwammregionen). Die Gemeinden beauftragen die LPVs mit der Renaturierung der Gewässer III. Ordnung, für die sie zuständig sind.
  5. Artenschutzprojekte für seltenste Arten im Landkreis werden vermehrt gestartet.  Mit einheimischen Krebsen wurde gerade begonnen. Eine weitere Art wäre z.B. das Wanzen-Knabenkraut oder das Purpur-Knabenkraut. Dem Artenverlust im NSGs „Ehemaliger NATO-Übungsplatz Siegenburg“ durch die Bewaldung ist massiv gegenzusteuern. Der VöF wäre da sicher kompetent, dies zu übernehmen. Die Voraussetzungen müssten von Politik und Verwaltung geschaffen werden.
  6. Bei der Neophythen-/Neozoen-Eindämmung  sind die LPVs umfassend zu befähigen und zu beauftragen. Dazu ist natürlich auch eine Veränderung der äußerst laxen Gesetzgebung und -verfolgung notwendig (Vorbild: Australien). Eine Ausrottung in der Fläche wird nicht mehr gelingen, aber eine Eindämmung in naturschutzfachlich hochwertigen Flächen sowie der weiteren Ausbreitung muss Zielsetzung sein.
  7. Eine Umsetzung der Philosophie „Natur auf 100 % der Fläche“ ist anzustreben. Ein Beispiel ist dazu das VöF-Gebäudebrüterprojekt. Der gesamte besiedelte Bereich ist durch die Behörden in den Naturschutz zu integrieren (Bau-, Gewerbe-, Industriegebiete und Infrastruktur; Straßenränder können aufgewertet oder Dächer begrünt werden). Ein Betätigungsfeld für LPVs wären z.B. auch „Golfplätze“, die z.T. sehr gute Voraussetzungen für Naturrückzugsräume bieten können.
  8. Schaffung wirklicher Naturschutzzonen in Schutzgebieten - mit kaum menschlicher Präsenz, d.h. Überarbeitung aller Schutzgebietsverordnungen mit a) ausreichend Naturschutzzonen, deren Betretung nur für Pflege und Wissenschaft zulässig ist sowie b) Schaffung einer konsequenten Besucherlenkung außerhalb o.g. Zonen u.a. mit einem wirksamen Bußgeldmanagement. Sie kennen ja alle den Kampf zwischen Freizeit/Tourismus und Naturschutz in der Weltenburger Enge bzw. der gesamten Donau - trotz Nationalem Naturmonument oder Europadiplom sowie FFH-Gebietsausweisung. Ähnlich der Wasserschutz-Polizei halte ich die Einführung einer eigenständigen Naturschutz-Polizei für notwendig. Ein Ranger-Netz integriert in die LPVs mit den notwendigen Rechten wäre eine vorstellbare Alternative.
  9. Die Betreuung der Bevölkerung beim Tierschutz  (Vögel, Fledermäuse, Igel, Insekten, etc.) sehe ich als sinnvolles Betätigungsfeld für die LPVs. Die Finanzierung und Beauftragung wäre zu klären. Mit den schon existierenden Organisationen (z.B. Vogelauffangstationen) wäre da zusammenzuarbeiten.
  10. Anerkennung der Expertise des Ehrenamts und der NGOs durch die Behörden im Naturschutz (Auflösung der Blockaden bei Anfragen nach dem UIG, Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Naturschutz- oder Gewässerschutzkonzepten im Vorfeld der offiziellen Beteiligungsverfahren, Aufwertung und Öffentlichkeit für Strukturen wie den Naturschutzbeirat oder den Jagdbeirat, Behörden als Netzwerkzentrale für alle Vereine, Verbände und Privatpersonen im Naturschutzumfeld).

Konrad Pöppel (BUND Naturschutz, Kreisvorsitzender Landkreis Kelheim)