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Ein Plädoyer für den Biber!

Der Europäische Biber ist nicht nur das größte Nagetier Europas, er ist auch der beste „natürliche“ Ökosystem-Manager. Wo immer er lebt und anpackt, nimmt die Artenvielfalt sprunghaft zu.

So zählen Biberreviere zu den artenreichsten Biotopen im Freistaat. Und in Zeiten der Klimaveränderung ist der Wasserrückhalt durch den Biber ebenfalls unverzichtbar.

 

08.04.2019

Wie keine zweite Tierart gestaltet der Biber seinen Lebensraum selbst. Biber sind unsere wichtigsten Verbündeten, um den fortschreitenden Verlust bedrohter Tier- und Pflanzenarten zu verhindern. Keine zweite Tierart schafft an Gewässern und in Auen anderen Pflanzen und Tierarten so viel Lebensraum. Vom Biber angelegte Feuchtgebiete sind wesentlich artenreicher und kostengünstiger als jedes vom Menschen angelegte Biotop.

Kostenlos und sozusagen Hand in Pfote mit der Wasserwirtschaft renaturiert er dabei begradigte Flüsse und Bäche. Der Laubfrosch z.B., eine ehemalige Allerweltsart, die heute leider immer seltener wird, fühlt sich dort wieder wohl. Ebenso nutzen zahlreiche besonders anspruchsvolle Tierarten wie Wasserralle, Eisvogel, Elritze, Grüne Keiljungfer, Schwarze Heidelibelle und Kleine Pechlibelle ganz gezielt durch die Biberaktivität neu entstandene Habitate.

Auch Fische profitieren enorm von der Umtriebigkeit des Bibers. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass in den Biberrevieren nicht nur deutlich mehr verschiedene Fischarten leben, sondern auch das Gewicht der einzelnen Tiere zunimmt. Zudem kann die Fischdichte dort bis zu 80-mal höher sein als in biberfreien Gewässern.

Aber der Biber ist nicht nur Ökosystem-Manager, er ist auch im Hochwasserschutz tätig.

So verzögert sich überall dort, wo der Biber lebt und baut, der Wasserabfluss extrem, je nach Topografie bis um das 160-fache. Während in einem Gebiet ohne Biberdämme ankommendes Wasser innerhalb von drei bis vier Stunden wieder abfließt, dauert es in gestauten Bereichen bis zu 19 Tage. Dadurch versickert und verdunstet bereits im Oberlauf von Bächen mehr Wasser und Hochwasserspitzen werden gekappt. Umgekehrt profitieren in trockenen Jahren Natur und Landwirtschaft vom „Wasserrückhaltesystem“ des Bibers.

Es gibt in Bayern Kommunen, leider bei uns keine, die statt mit dem Biber einen erfolglosen Kleinkrieg über seine Dämme zu führen lieber schrittweise angrenzende Flächen (meist nasse Wiesen) ankaufen um damit dem Biber mehr Raum für seine Aktivitäten zu geben.

Sie erhalten dafür ein Naturjuwel und sparen sich teure, künstliche Regenrückhaltebecken.

Trotz aller Leistungen, die der Biber für uns und die Natur erbringt, hat er oft ein schlechtes Image. Denn natürlich kommt er mit seinen Baukünsten in unserer dicht bebauten und intensiv genutzten Landschaft gelegentlich dem Menschen in die Quere.

Vieles, was dem Baumeister in Medienberichten oder Erzählungen angelastet wird, gründet sich jedoch oft auf Vorurteile oder mangelnde Information. So sind Gerüchte über eine vermeintliche Übervermehrung des Bibers falsch. Sie ist biologisch gar nicht möglich. Nur fünf Prozent der Landesfläche des Freistaates kommen überhaupt als Lebensraum für den Biber infrage. Innerhalb der darin besetzten Reviere bleibt die Anzahl der Tiere fast konstant, denn Biber sind extrem territorial. Hat eine Familie ein Revier besetzt, wird kein weiterer Biber darin geduldet. Rivalen werden vehement vertrieben. Nicht selten kommt es dabei auch zu tödlichen Verletzungen.

Das Vorkommen der Nager auf einer bestimmten Fläche ist also streng begrenzt. 
Deshalb haben Zweijährige Biber die ein freies Revier suchen es schwer. Sie sind mittlerweile in Bayern auf einem „Spiesrutenlauf“ unterwegs und müssen sich auf ihren Wegen zu neuen Ufern durch besetzte Reviere kämpfen und werden dabei auch zu Opfern im Straßenverkehr. Nicht zuletzt sind sie dann oft die „Problembiber“ die das Bibermanagement im Landkreis beschäftigen.

Die Verengung der öffentlichen Diskussion beim Biber auf monetäre "Schäden" verkennt völlig die Leistungen und Vorteile gerade dieser Tierart für den Naturhaushalt, andere gefährdete Arten, aber auch die viel höheren wirtschaftlichen Vorteile für den Menschen.

Der gesamtwirtschaftliche Nutzen des Bibers ist damit in Bayern wohl um ein Vielfaches größer als die einzelnen Schäden bei Land-, Forst- oder Teichwirten.

Tatsache ist auch, dass in den allermeisten Revieren des Nagers Mensch und Tier ohne Schwierigkeiten zusammen leben. Zudem entfernt sich ein Biber selten weiter als 20 Meter vom Wasser. Konflikte entstehen deshalb meist nur dort, wo der auch für den Trink- und Hochwasserschutz wichtige Uferrandstreifen fehlt.

Dass der Biber mit der von uns so stark gestalteten Landschaft zurechtkommt, hat er auf überraschende Weise bewiesen.

Jetzt kommt es darauf an, ob wir mit ein klein wenig mehr Natur zurechtkommen.

Denn unsere Landschaft hat mit Natur im eigentlichen Sinne meist nur noch wenig zu tun.

Fast jeder Quadratzentimeter wurde von uns umgestaltet und der Nutzung unterzogen.

Wildnis kommt deshalb so gut wie nicht mehr bei uns vor.

 

Peter Forstner

BN Kreisvorsitzender