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Amphibien wieder auf Wanderschaft

Frösche und Kröten jetzt unterwegs zu ihren Laichplätzen / BUND Naturschutz bittet Autofahrer um Vorsicht / Ungesicherte Übergänge melden

09.03.2016

Die wärmeren Tage locken wieder die Kröten, Frösche und Molche aus den Winterquartieren. Überall in Bayern werden deshalb zurzeit Amphibienzäune aufgebaut. Rund 6000 freiwillige Helfer des BUND Naturschutz (BN) sind dabei im Einsatz und bringen die Tiere sicher über die Straßen. Es ist die größte Mitmachaktion des Naturschutzes in Bayern. Sie rettet jährlich rund 700 000 Amphibien das Leben.

Wenn Amphibien aus der Winterstarre erwacht sind, machen sie sich auf den Weg zu ihren Laichgewässern. Vor allem in der Morgen- und Abenddämmerung und in den Nachtstunden überqueren Amphibien dabei scharenweise unsere Straßen. Doch der Weg zur Fortpflanzung endet oft mit dem Tod auf der Straße. Deshalb sind in diesen Wochen wieder die ehrenamtlich Aktiven des BUND Naturschutz und der Tierhilfe an Straßenrändern unterwegs, bauen Amphibienzäune auf und bringen die eingesammelten Tiere sicher auf die andere Straßenseite.

„Bis Ende April muss man auf unseren Straßen mit den Amphibien rechnen oder mit Menschen, die zu deren Schutz in den Morgen- und Abendstunden unterwegs sind“, so Peter Forstner, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Kelheim.

Der BUND Naturschutz bittet alle Autofahrer deshalb in den kommenden Wochen um besondere Vorsicht und Rücksichtnahme:

Befolgen Sie die Geschwindigkeitsbegrenzungen und Warnschilder an den Amphibienschutzzäunen.

Achten Sie an den Stellen, an denen ehrenamtliche Mitarbeiter des BUND Naturschutz Krötenzäune errichtet haben, auf die Helfer, die am Straßenrand Tiere einsammeln.

Reduzieren Sie Ihr Tempo auf Straßen, die an Teichen oder Feuchtgebieten vorbeiführen, auch wenn keine Warnhinweise aufgestellt sind.

Denken Sie daran, dass vor allem warme, regnerische Abende die fortpflanzungsbereiten Tiere massenweise zur Laichwanderung locken.

Der BUND Naturschutz bittet um Ihre Mithilfe: Sie haben eine Stelle entdeckt, an der viele Amphibien überfahren wurden und an der kein Schutzzaun errichtet ist?

Bitte teilen Sie dies dem BN mit per Mail an:

bn.kelheim@t-online.de

Die BN Kreisgruppe Kelheim wird den Straßenabschnitt schnellstmöglich untersuchen.

 

Weitere Anmerkung zum Thema:

Pestizide gefährden Amphibien

Gerettet und dann vergiftet?  –  Für Tiere wie Kröten und Frösche wurde die tödliche Gefahr durch Pestizide bisher unterschätzt.

Die BN Kreisgruppe Kelheim betreut nun schon seit Jahren etwa zehn „Krötenzäune“.

An manchen Stellen wurden bis zu tausend Amphibien über die Straße gebracht.

Von Jahr zu Jahr wurden sie dann ohne erkennbaren Anlass weniger bis hin zum vollständigen verschwinden.

Dies mag zum Einen am fortschreitenden Verlust von Lebensräumen und der jeweiligen Art entsprechenden Laichgewässer liegen. Eine weitere Erklärung dafür scheint aber auch der erhebliche Pestizideinsatz in der Landwirtschaft zu sein.  

Amphibien zählen zu den am stärksten gefährdeten Tiergruppen weltweit. Als eine mögliche Ursache wird die Intensivierung der Landwirtschaft diskutiert. Beispielsweise werden rund 50 Prozent der Fläche Deutschlands landwirtschaftlich genutzt, 70 Prozent davon (zirka 130.000 Quadratkilometer) waren Ackerflächen mit entsprechenden Pestizidanwendungen.

Amphibien werden landläufig meist mit Gewässern in Verbindung gebracht. Dabei leben die meisten europäischen Lurche außerhalb der Laichzeit in terrestrischen Lebensräumen.

Auf dem Weg zu ihren Laichplätzen wie Teiche oder Feuchtgebiete müssen Amphibien im Frühjahr oft Ackerflächen durchqueren. In einer im Auftrag des Umweltbundesamtes und 2013 veröffentlichten Studie konnten Wissenschaftler bereits nachweisen, dass die gebräuchlichen Pestizide zu direkter Mortalität bei Amphibien führen.

Wie groß die eigentlichen Effekte bei der zeitlichen Überschneidung von Laichwanderung und Pestizideinsatz tatsächlich sind, ist noch unklar und bedarf weiterer Forschung.

Denn bislang wurde in Laborstudien die Toxizität von nur wenigen Pestiziden untersucht.

Erste Ergebnisse zeigten jedoch, dass unter Laborbedingungen manche Pestizide bei vollen Anwendungsmengen zu einer Sterblichkeitsrate von 100 Prozent, andere bei nur 10 Prozent der Menge bereits  40 Prozent Sterblichkeit bewirkten.

Zudem wurde nur ein Zeitraum von zwei Jahren untersucht. Man geht davon aus, dass mögliche Effekte der Pestizide sich erst nach einer größeren Zeitspanne auf die Populationsgröße auswirken.