2015 ein gutes Jahr für den Naturschutz
2015 ein gutes Jahr für den Naturschutz – Bund Naturschutz zieht positive Bilanz
2016 - gemeinsam für ein ökologische, bäuerliche Landwirtschaft
„Das vergangene Jahr war für den Naturschutz im Landkreis ein gutes Jahr.
Auch die Aktivitäten der Naturschützer können sich sehen lassen:“ so der BN Kreisvorsitzende Peter Forstner in seinem Tätigkeitbericht auf der sehr gut besuchten Jahreshauptversammlung des Bund Naturschutz Kreisgruppe Kelheim am 18. März in Bad Abbach.
An erster Stelle ist hier die Ausweisung eines neuen Naturschutzgebietes, dem 14. im Landkreis, bei Siegenburg genannt. Möglich gemacht durch endgültige Schließung des „Bombodrom“ und durch schnelle und gute Zusammenarbeit aller Beteiligten. Bei dem, nun zum nationalen Naturerbe gehörende Areal, gilt es aber noch vielen offene Fragen zu klären. Diese reichen von der Eigentumsfrage, über eine mögliche Gefährdung durch Altlasten bis hin zu den zukünftigen Pflegekonzepten. Geduld ist gefragt.
Besonders erfreulich ist auch, dass 2015 der zweite Nachweis einer Wildkatze im Landkreis, diesmal im Hienheimer Forst durch den Staatsforstbetrieb Kelheim gelang. Anlass für die Kreisgruppe Kelheim im Mai 2016 in Siegenburg und Kelheim die Wildkatzenausstellung des Bund Naturschutz zu präsentieren.
Die Amphibienaktion und ein Grundstücksankauf in Oberpindhart der BN Kreisgruppe für den sogenannten Kreuzenzianameisenbläuling, waren weitere Beiträge zum Artenschutz.
Das Jahr 2015 stand für die Kreisgruppe insgesamt unter dem Motto „Wildnis erleben“.
Mit Informationenveranstaltungen, Naturexkursionen und einem Fotowettbewerb für Kinder und Jugendliche sollte die Faszination der Wildnis den Menschen nähergebracht werden. Ein Höhepunkt war sicher die Ausstellung „Die Großen Vier“ in Bad Gögging und Bad Abbach. Gerade in Zeiten in denen ab und an ein Wolf in Bayern vorbeischaut besonders aktuell. Fast 2000 Besucher, darunter gut 20 Schulklassen informierten sich über Bär, Wolf und Luchs und ihre Beziehung zu den Menschen.
Im Mittelpunkt stand auch die Frage wieviel Wildnis ist in unserer Kulturlandschaft noch möglich und gewünscht. Damit eng verbunden waren die Diskussionen über die Naturschutzkonzepte der Bayerischen Staatsforste, sowie die Forderung des Bund Naturschutz nach mehr Naturwälder.In einer erst vor kurzem vorgestellten neuen Studie legen der BN und Greenpeace Deutschland Vorschläge für ein Naturwaldverbundsystem in Bayern vor. Für unsere Region wird der Hienheimer Forst vorgeschlagen. Dies zeigt, dass es im Landkreis Kelheim, nicht zuletzt dank nachhaltig wirtschaftender Förster, noch Wälder von einer guten ökologischen Qualität gibt, die das Potential für eine Naturwaldentwicklung haben.
Die Teilnahme an den Regional- und Umwelttage in Kelheim, die Unterstützung der der BI Irnsing und die verschiedenen Teilnahmen an den Demos „wir haben es satt“, G7 und Stoppt TTIP in Berlin und München waren weitere umweltpolitische Aktivitäten des BN.
Derzeit hat die BN Kreisgruppe Kelheim ca. 2000 Mitglieder.
„In den letzten Jahren war der Landkreis weitgehend von unsinnigen Straßenbauprojekten verschont“: so Forstner in seinem kurzen Ausblick auf 2016. Mit der Ruhe scheint es aber jetzt vorbei zu sein. Jetzt soll im Rahmen des Bundesverkehrswegeplan 2030 für 22 Mio. Euro eine neue, 7,5 km lange Ortsumfahrung von Mainburg gebaut werden. Ein teures Wahlgeschenk der CSU? - Ohne erkennbare städtebauliche und raumplanerische Begründung und trotz der absehbaren negativen Auswirkungen auf Natur und Landschaft läuft die Vorplanung und der „dringliche“ (?) Bedarf ist angemeldet.
Viel erfreulicher ist da die Erfolgsgeschichte des Umweltbildungsprojekt „Radula“.
Im zehnten Jahr ihres Bestehens konnte das Radula- Team wieder tausenden Kinder und Jugendliche die Natur näher bringen. Die 170 Veranstaltungen im Jahr 2015 waren an der Grenze des Möglichen, so die Projektleiterin Michaela Schlosser.
Nach „Wildnis erleben“ ist das Motto für 2016 „Natur macht schlau“. Höhepunkt dürfte im Frühjahr die Bionik- Ausstellung in Kelheim sein.
Den Ökologischen Landbau gemeinsam voranbringen!
Dies soll der Themenschwerpunkt der BN Kreisgruppe Kelheim für 2016 sein.
Hierzu hatte sich die Kreisgruppe den Biobauern Franz Aunkofer aus Herrnsaal als Praktiker und Kenner der Situation im Landkreis als Referenten eingeladen.
„Die deutsche und bayerische Landwirtschaft ist in einer tiefen Krise. Immer mehr Landwirte stehen mit dem Rücken an der Wand und bangen um ihre bäuerliche Existenz“: so Kreisvorsitzender Forstner in seiner Überleitung auf das Referat.
Die bäuerliche Landwirtschaft in Bayern braucht Zukunftsperspektiven.
Aus Sicht des Bund Naturschutz kann der Ökolandbau eine solche darstellen.
Der Weltagrarbericht zeigt ebenfalls auf, dass der ökologische Landbau zukunftsweisend ist, um Hunger und Armut zu verringern, ländliche Existenzen zu verbessern und eine gerechte, ökologisch, ökonomisch und sozial gerechte Entwicklung zu fördern. Unser derzeitiges Modell der Landbewirtschaftung ist jedenfalls keine Alternative für unseren Planeten.
Dass es auch derzeit möglich ist bäuerliche, ökologisch Landwirtschaft im Einklang mit Natur und Umwelt erfolgreich zu betreiben wurde im folgenden Vortrag von Franz Aunkofer deutlich.
Ökologischer Landbau eine Chance!?
Eingangs ging Franz Aunkofer auf das Wehklagen des Bauernverbandes über die Tiefstpreise bei Milch, Fleisch und Getreide ein. Dieselben Funktionäre die heute Flugblätter gegen die Dumpingpreise vor dem Aldi verteilen tragen eine gehörige Mitverantwortung an der Misere. Alternativlos scheint seit langem das pauschale Prinzip „Wachsen“ oder „Weichen“.
Die Mastbetriebe werden immer größer und Betriebe mit 700 Milchkühen gelten als zukunftsweisend. Gleichzeitig setzen Bundesregierung, Agrarindustrie und Bauernverband auf steigende Exporte, vor allem bei Milch und Fleisch, immer mehr – immer billiger.
Müssen wir wirklich die Welt ernähren?
Das Überangebot der EU trifft auf die Billiganbieter aus USA, Neuseeland und Südamerika. Der Preis verfällt und viele Landwirte geraten deshalb zunehmend in die sogenannte Schuldenfalle. Das „Höfesterben“ wird sich noch verschärfen und die bäuerliche Solidarität bleibt dabei vollends auf Strecke, denn man wartet nur noch auf die Aufgabe des Nachbarn.
Am Ende bleiben dann nur noch einige große und industriell arbeitenden „Agrarfabriken“ in denen wie in den USA das „Tierwohl“ meist keine mehr Rolle spielt. - Wollen wir das?
so Franz Aunkofer. Hoffnung macht, dass die Bäuerlichkeit zunehmend im Trend liegt und der ökologische Landbau sowie Bio-Lebensmittel eine immer breiter werdende gesellschaftliche Zustimmung findet. Im Jahr 2015 haben in Bayern immerhin rund 700 Betriebe die Umstellung auf Ökolandbau gewagt.
Was macht einen „Biolandbetrieb“ aus.
Auf ca. 90 ha betreibt Franz Aunkofer in einem geschlossenen Wirtschaftskreislauf ökologischen Ackerbau ohne synthetischen Dünger und Pestizide. Das zweite Standbein ist die Schweinemast. Die Viehhaltung besteht aus einem Eber, 12 Zuchtsauen mit 230 Ferkel und rund 200 Mastschweinen. Das 100 Prozent Bio - Futter stammt von den eigenen Flächen. Besonders wichtig ist Aunkofer dabei, dass Schweine keine Nahrungskonkurrenten zum Menschen sind und als sogenannte „Abfallverwerter“ z.B. Triticale, Abputzgetreide , Kartoffel usw. bekommen. Artgerechte Tierhaltung, anfangs im Familienverband, auf Stroh mit Tiefstreubuchten, Freiauslauf und ausreichend Platz sind die weiteren Merkmale.
„Halter für die Spaltbetonböden in Ordnung und Stroh Luxus ist, sollten selbst einmal ein paar Nächte auf Beton verbringen“: so der Biolandwirt.
Die Direktvermarktung im eigenen Hofladen und die überbetrieblicheenge Verflechtung und Zusammenarbeit der regionalen Biobauern, beim Säen, Pflegen, Ernten, Trocknen, Lagern und Aufbereiten sind Beispiele erfolgreicher regionaler Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung. Herrnsaal hat im Übrigen die höchste Dichte an Biobauern im Landkreis.
Abschließend wies der BN Kreisvorsitzender Forstner in seinem Fazit darauf hin, dass die bayerische Staatsregierung auf Initiative von Landwirtschaftsminister Brunner beschlossen hat die Ökoerzeugung im Rahmen des Programms „Bioregio“ bis 2020 zu verdoppeln.
Der Bund Naturschutz unterstützt ausdrücklich dieses Vorhaben und verpflichtet sich im Rahmen des sogenannten „Ökopakt Bayern“ seinen Beitrag zur Förderung des Biolandbaus einzubringen. Die BN Kreisgruppe Kelheim will versuchen diesen Pakt dementsprechend auf die Landkreisebene zu übertragen.
Peter Forstner, Vorsitzender der KG Kelheim