Jahreshauptversammlung des BUND Naturschutzes - Kreisgruppe Kelheim
Kreisvorsitzender Peter Forstner konnte zur Jahreshauptversammlung der BN Kreisgruppe Kelheim am 15.11.2019 zahlreich erschienene Mitglieder begrüßen. Sein besonderer Dank ging an den Landesbeauftragten des BN an Martin Geilhufe für sein Kommen.
Eingangs gab Forstner eine Übersicht über die Themen und Tätigkeiten der BN KG Kelheim für das Jahr 2019. Besonders hob er dabei einige Themen und Aktionen hervor:
Wie jedes Jahr startet der BN 2019 mit der Amphibienschutzaktion. Zahlreiche ehrenamtliche Helfer bauten ca. 1,5 km Krötenzaun auf und sammelten an 6 Stellen im Landkreis ca. 3100 Kröten und Molchen und brachten diese sicher über die Straßen.
Den Abschluss der Aktion bildete eine Naturexkursion zu einem Laichgewässer bei Geibenstetten am Rande des Dürnbucher Forstes. Ein besonderes Naturerlebnis für Familien mit Kindern.
Im Februar stand das Volksbegehren „Rettet die Artenvielfalt“ u.a. mit der Gründung eines breiten Aktionsbündnisses im Mittelpunkt. Das sehr gute Abschneiden mit 15 % im Landkreis bzw. bis zu 19 % in den größeren Städten war der Lohn der Bemühungen. Insgesamt war das Volksbegehren ein großer Naturschutzerfolg und der Inhalt ist mittlerweile<s>n</s> Bestandteil des neuen Bayerischen Naturschutzgesetzes und wurde um ein Begleitgesetz und Förderprogramme ergänzt.
Die Umsetzung des Volksbegehrens bzw. des Begleitgesetzes wird nicht bei allen Punkten ein Selbstläufer sein. Hier werden gerade die Naturschutzverbände vor Ort (Kelheimer Ökoallianz) eine wichtige Rolle spielen müssen, damit aus dem Gesetz nun auch Realität wird und wirksame ökologische Verbesserungen in der Landschaft entstehen. Dazu braucht es auch einen konstruktiven Dialog von Landwirtschaft und Naturschutz. Deshalb begrüßt die BN Kreisgruppe Kelheim das jüngste Dialogangebot des Amtes für Ernährung. Landwirtschaft und Forsten. Passend zum Volksbegehren wurde im April die Ausstellung „Tatort Garten - Ödnis oder Oase“ im Aventinum in Abensberg präsentiert.
Es folgte ein Sachstandsbericht zur Ausweisung der Weltenburger Enge als Bayerns erstes Nationales Naturmonument. Ein Thema, das die BN KG Kelheim wohl noch länger beschäftigen wird. Das Problem liegt dabei wohl eher in der durch die Zusammenlegung der NSGs Hirschberg- Altmühlleiten und Weltenburger Enge und der damit notwendigen Erstellung einer neuen Naturschutzgebietsverordnung. In diese müssen all die verschiedenen Interessen und Forderungen zusammengeführt werden. Für den Bund Naturschutz steht dabei ein Entwicklungskonzept mit dem langfristigen Ziel eines größeren nutzungsfreien Naturwaldschutzgebietes auf den Staatswaldflächen und die Besucherlenkung im Vordergrund.
Also ein „grünes“ Netzwerk von naturnahen Wäldern mit besonderer Bedeutung für die Biodiversität (Naturwald) im Sinne des neuen bayerischen Waldgesetzes.
Seit 15 Jahren ist die Umweltbildung vom Kindergarten bis zum Gymnasium ein wichtiger Bestandteil der Tätigkeit der BN Kreisgruppe. Für Verwirrungen sorgte 2019, dass es plötzlich zwei „Radula“ gab. Trotz des „Namendiebstahls“ hat das „Orginalradula“ Team mit ca. 80 Veranstaltungen nur geringfügig weniger Termine als in den Vorjahren.
Unter dem neuen Namen „NANU!“ und mit dem Schwerpunktthema „Der Boden lebt!“ wird das bewährte Umweltbildungsteam in das Jahr 2020 gehen.
Dank des großen Einsatzes des stellvertretenden Kreisvorsitzenden Konrad Pöppel konnte, auch mit Hilfe der örtlichen Bevölkerung, in Riedenburg/Gleishof ein Neubaugebiet auf einer ökologisch wertvollen Magerrasenfläche verhindert werden. „Ein schöner Erfolg!“ so der BN Kreisvorsitzende Peter Forstner.
Abschließend stellte noch Georg Flaxl aus Siegenburg sein Schaukastenprojekt „Müll in der Abens“ der Mitgliederversammlung vor.
Hauptreferat und Diskussion mit dem BN Landesbeauftragten Martin Geilhufe
„BUND Naturschutz in Zeiten der Klimakrise und des Artenrückgangs“
Eingangs stellte Martin Geilhufe heraus, dass nur mit breiten Allianzen im Naturschutz sehr viel erreicht werden kann, Beispiel hierfür sind das Riedberger Horn und das erfolgreiche Volksbegehren. Er begrüße deshalb auch solche lokalen Bündnisse wie die „Ökoallianz“ für den Landkreis Kelheim.
„Der Klimawandel ist inzwischen für jeden sichtbar. Man muss heute nicht mehr plakativ mit einem „Eisbärkostüm“ darauf aufmerksam machen. Er ist in Bayern angekommen.“
so Geilhufe weiter. Als Beispiel nannte er die Landesgartenschau in Würzburg mit hohen Verlusten durch Gästemangel und enormen Mehraufwendungen für Gießwasser aufgrund des heißen Sommers. Laut Klimafolgenforschung nehmen zukünftig lokale, extreme Wetterphänomene verstärkt zu. Ein Waldsterben 2.0 hat begonnen und kann nicht wie das Waldsterben in den 80ern durch technische Verbesserungen wie z. B. Abgasfilterung gestoppt werden. Massenvermehrung von Borkenkäfer und Schmetterlingsraupen wie Eichenprozessionsspinner sind festzustellen und setzen den geschwächten Wäldern zu.
Martin Geilhufe übte eine deutliche Kritik am Klimapaket der Bundesregierung. Man braucht mehr Maßnahmen und eine schnellere Umsetzung, da sonst zu wenig Zeit bleibt, sich auf die Veränderungen einzustellen. Er stellte die Forderungen des BN vor, u.a. eine Erhöhung der Photovoltaik um den Faktor vier bis 2030 und bei der Windenergie um den Faktor 2 bis 2030, den Stopp von umweltschädlichen Subventionen und ein Tempolimit.
Ein Problem ist auch das hohe Mobilitätsbedürfnis auf der Nordhalbkugel. Es bedarf einer großen Transformation in der Automobilindustrie. Nur wenn man Ökologie und Soziales zusammenbringt können zukunftsweisende Entscheidungen getroffen werden.
Martin Geilhufe rief zur regen Teilnahme am Klimastreik am Freitag den 29.11.2019 auf.
Der Landesbeauftragte des BN weiter: „Auch der dramatische Artenrückgang ist heute deutlich sichtbar und spürbar. Die Biodiversitätskrise ist ebenfalls zur Menschheitsaufgabe geworden, vor allem verbunden mit der Frage, wie die Ernährung der Weltbevölkerung ohne eine massive industrielle Landwirtschaft funktionieren kann.
Das erfolgreiche Volksbegehren zur Artenvielfalt hat hier weit über die Inhalte hinaus seine Wirkung. „Jetzt müssen den Reden, Taten folgen.“ Martin Geilhufe wies abschließend darauf hin, dass sich der Bund Naturschutz als ein<s>en</s> Partner der Landwirtschaft sieht. Man müsse „Bienen und Bauern retten“.
In der anschließenden Diskussion kamen Themen wie Humusaufbau als CO2 Speicher,
Umbau der EU Agrarförderung, Flächenkonkurrenz von PV Anlagen, „Biogasanlagen“ und Nahrungsmittelanbau zur Sprache.
Peter Forstner